Gedenktag des Heiligen Martin

„Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen - was nützt das? So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. Nun könnte einer sagen: Du hast Glauben und ich kann Werke vorweisen; zeig mir deinen Glauben ohne die Werke und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke.“ (Jakobus 2,15-18.)

Figur St. Martin in der Pfarrkirche
(privat)

Wenn wir am 11. November den Gedenktag des heiligen Martin, unser Kirchenpatron feiern, dann wird dieser Bibelvers im Beispiel des heiligen Martin konkret.
Der heilige Martin wurde um 316 in Steinamanger – Ungarn geboren. Mit 15 Jahren wurde er Reitersoldat. Am Stadttor von Amiens teilte er seinen Soldatenmantel mit einem frierenden Bettler; in der Nacht darauf erschien ihm Christus, mit dem abgeschnittenen Mantelstück bekleidet. Im Alter von 18 Jahren empfing Martin die Taufe. Er gab den Militärdienst auf, begab sich über Trier zum heiligen Hilarius von Poitiers, gründete 361 in Ligugé das erste Mönchskloster des Abendlandes und wurde schließlich Bischof von Tours.
Er starb am 8. November 397 und wurde am 11. November in Tours begraben. Sein Grab wurde zum Nationalheiligtum der Franken. Martin ist der erste Nichtmärtyrer, der in der abendländischen Kirche als Heiliger verehrt wurde.
Martin war ein beeindruckender Glaubenszeuge des 4. Jahrhunderts, und dennoch ist er heute noch so sehr bekannt! Die Erinnerung an ihn lehrt uns, gerne zu teilen – eine Art der Nächstenliebe. Er teilt den Mantel, das heißt, er sieht und erkennt, was nötig ist, er gibt, was dem Bettler jetzt, im Augenblick, hilft. Es braucht nicht immer die großen Aktionen, sondern eher die kleinen notwendigen Gesten. Wo sie geschehen, wo es Hilfe und Fürsorge gibt, sich Menschen anderen Menschen zuwenden, sich von einer Not anrühren lassen, achtsam sind, genau dort wird das Beispiel des heiligen Martin wieder lebendig.
Das ganze „Rabimmel, rabammel, rabumm“ um den heiligen Martin hat nur dann wirklich einen Sinn, wenn die Gestalt des Heiligen, als der Inbegriff des Teilens, den Kindern tatsächlich auch vermittelt wird. Martin ist die Sinngestalt des christlichen Lebens - aber nicht nur für Kinder. Auch für die Erwachsenen ist das Teilen Wesensvollzug des Christseins.
Das Teilen ist das Werk schlechthin, das den Glauben zu zeigen vermag, wie es im Jakobusbrief heißt: „Zeig mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke.“
Das geistliche Leben des heiligen Martin sollte bei der Würdigung seiner Person nicht zu kurz kommen: Martin führte ein Leben voll des Verzichtes und gründete zahlreiche Klostergemeinschaften.
Die berühmten Martinigänse erinnern auch heute noch an eine Tugend des Heiligen, die wir nicht übersehen sollten: die Bescheidenheit.
Der heilige Martin wird als Reitersoldat zu Pferd, der seinen Mantel mit einem Bettler teilt, oder in bischöflichen Gewändern, umgeben von Armen dargestellt. Aber er wird auch oftmals mit einer Gans dargestellt, und, wie man weiß, herrscht der Brauch, zu Martini eine Gans zu verspeisen. Das geht auf folgende Legende zurück:
Als man Martin zum Nachfolger des Bischofs von Tours gewählt hatte, wollte er dieser Würde entgehen und versteckte sich in einem Gänsestall. Da man nun aber nach ihm suchte, verrieten die Tiere durch ihr Geschnatter, dass Martin sich bei ihnen verborgen hielt. Und man führte ihn hinweg in die Stadt Tours, wo er geweiht wurde. Hinter dieser Geschichte verbirgt sich eine Grundidee der Kirche. In der Kirche geht es nicht darum, aus eigenem Willen eine Macht anzustreben, die richtige Haltung und Voraussetzung für jede Berufung - und für jedes geistliche Leben - ist die Haltung von Jesus: Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe. (vgl. Mt 6, 10)
Herr, schau auf uns, die wir bereit sein wollen, nach dem Vorbild des heiligen Martin anderen zu helfen und mit ihnen zu teilen, wovon wir genug haben. Lass uns zum Licht für andere werden, damit wir Angst und Trauer der Menschen vertreiben und in ihr Leben Freude bringen. So wollen wir alle in deiner Liebe bleiben. (vgl. Benediktionale, S. 80f.)

Ein Gedicht, das uns an das Leben und die Güte des heiligen Martin erinnert:

„Sankt Martin, der zu Pferde ritt
und tapfer für den Kaiser stritt,
sah einen Bettler frierend stehn
und konnte nicht vorübergehn.

Er zog den eignen Mantel aus,
schnitt mit dem Schwert zwei Stück daraus,
gab dem, der in der Kälte litt,
die Hälfte seines Mantels mit.

Der Herr erscheint im Traumgesicht,
hat Martins Mantel an und spricht:
‘Mir hast das Kleid du umgetan,
das du geschenkt dem armen Mann.’

Sankt Martin wurde Christ sogleich
und kämpfte für das Gottesreich;
er gab dem armen Volke Brot
und half ihm aus der Seelennot.

Die Welt ist kalt, an Liebe arm,
Sankt Martin, unser dich erbarm:
dass jeder, der den Heiland liebt,
auch Liebesdienst am Bruder übt.

Dein Herz, von Gotteslieb entbrannt,
auch vor dem Tod nicht Furcht empfand.
Weck alle müden Herzen auf,
lenk hin zu Christus unsern Lauf“